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Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Marketingstrategien (Teil 3): Tante Edeltrud ihr Laden

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Ich mag den Laden von Tante Edeltrud. Er befindet sich gleich in der Nähe des Marktplatzes, an der Ecke der kleinen Gasse die hinunter zum Fluss führt. Tante Edeltrud verkauft allerlei Krimskrams, darunter Wein, eigenwilliges Kunsthandwerk und Bücher. Aber nur ganz bestimmte Bücher: nämlich nur solche, die sie selbst gelesen und für gut befunden hat. Tante Edeltrud liest eine Menge Bücher und so befindet sich in der kleinen Schaufensterauslage neben jedem ausgestellten Buch eine kleine Karte mit so etwas wie einer handgeschriebenen Kurzrezension.
Wie gesagt, ich mag diesen Laden… und trotzdem habe ich mich noch nie hineingetraut…. also zumindest bis heute noch nicht.
Und jetzt stehe ich also mit gewaltigem Herzklopfen und drei Exemplaren eines ganz bestimmten wunderbaren Buches in der Tasche vor dem uralten Fachwerkhaus mit der winzigen Schaufenstervitrine und bin gerade dabei, meinen Inneren Schweinehund zu überwinden.
Tante Edeltrud begrüßt mich mit mütterlich-fürsorglichem Lächeln.
„Was kann ich für Dich tun?“
„Äh… ich suche… äh… ich hätte gern… so ein wirklich gutes Buch!“
Tante Edeltrud lächelt noch viel breiter.
„Da kann ich Dir helfen!“ sagt sie mit Verschwörerstimme, „Ich schreibe nämlich selbst, weißt Du?“
Sie deutet mit der linken Hand auf ein eindrucksvolles Regal welches vollgestopft ist mit ihren eigenen Werken.
Zehn Minuten später verlasse ich Tante Edeltrauds Laden wieder. In der Tasche habe ich jetzt fünf weitere Bücher.
Und die drei Exemplare des ganz besonderen wunderbaren Buches… die habe ich immer noch.

Written by medizynicus

26. Juni 2011 um 22:04

Veröffentlicht in Das Buch

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4 Antworten

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  1. Na, das üben wir aber noch mal…

    Allerdings hat eure erste Marketingstrategie hier und bei Anna im Blog doch ganz wunderbar geklappt oder?

    Wie läuft der Absatz eigentlich?

    Möchtest du dazu Zahlen veröffentlichen oder fallen die unters Betriebsgeheimniss? 😉

    stachel

    26. Juni 2011 at 22:22

  2. Äh naja, immerhin mögen Sie den Laden 😉

    ednong

    27. Juni 2011 at 01:20

  3. Du bist genauso unfähig, wie ich!

    Anna

    27. Juni 2011 at 05:06

  4. Von Johannes R. Becher wird kolportiert, dass er in den 50er Jahren in Berlin von Buchladen zu Buchladen zog und fragte, ob „der neue Becher“ vorrätig sei, den müsse man jetzt unbedingt haben. Vielleicht wäre das noch eine Strategie?

    Viele Grüße
    FrauB

    FrauB

    27. Juni 2011 at 11:07


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