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Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Balthasar (Teil 4)

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„Brauchst gar nicht so theatralisch zu tun!“ sagt Jenny, „es geht wirklich bloß um eine Blutentnahme!“
„Eine Blutentnahme?“
„Polizei steht draußen,“ berichtet Jenny. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Balthasar zusammenzuckt.
„Die haben einen armen Sünder erwischt,“ fährt Jenny fort, „Mit siebzig durch die Innenstadt. Behauptet, nichts getrunken zu haben und riecht drei Meter gegen den Wind nach Alk!“
Ich glaube nicht, dass der Kerl mir sonderlich leid tun wird.
„Bin in fünf Minuten wieder zurück,“ sage ich zu Balthasar und dann kann ich mir nicht verkneifen, hinzuzufügen: „…und bis dahin bleibst Du schön brav, alles klar?“
Balthasar nickt. Ich mache mich auf den Weg in die Kabine nebenan. Dort erwartet mich das übliche Spiel: Der ertappte Sünder tobt und zetert, die Polizisten nicken geduldig und nach drei Minuten habe ich ihn davon überzeugt, dass es besser für ihn ist, wenn er mit der Blutprobe einverstanden ist. Zwei weitere Minuten später zieht die Truppe ab und Jenny schaut ihnen kopfschüttelnd nach.
„Was machen wir jetzt mit Herrn Stroop?“ fragt Jenny
„Du meinst Balthasar? Der will unbedingt stationär aufgenommen werden!“
„Schicken wir ihn rauf auf Station?“
„Der hat nichts. Absolut nichts. Zumindest nichts am Rücken.“
„Also mit Fußtritt auf die Straße zurück?“
„Würde ich gerne. Aber er ist ein ganz ausgekochter Hund. Der weiß ganz genau, was er erzählen muss. Schick ihn rauf auf Station!“

Written by medizynicus

23. Mai 2011 um 05:32

Veröffentlicht in Alltagswahnsinn

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