Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Kurzinfusionen

with 12 comments

„Du sag mal,“ fragt Jeny, „kannst Du mir mal verraten, weshalb Ihr Ärzte das Furosemid immer als Kurzinfusion ansetzt?“
„Äh, wieso nicht?“
„Weil… irgendwo ist es doch widersinnig. Ein Diuretikum geben und gleichzeitig Flüssigkeit dazu!“
„Da hast Du Recht!“
Und ich bewundere Deinen scharfen Verstand. Also nochmal langsam, zum Mitdenken:
Furosemid ist ein Diuretikum. Ein Medikament, welches bewirkt, dass ein Patient vermehrt Wasser ausscheidet. Das gibt man zum Beispiel Patienten, die in ihrem Körpergewebe Flüssigkeitseinlagerunge, in den Beinen zum Beispiel oder in der Lunge oder anderswo. Oft sind es Patienten, deren Herz geschwächt ist, so dass das Blut nicht mehr richtig in den Kreislauf hinausgepumpt wird und sich stattdessen in der Lunge zurückstaut. Kurzatmigkeit bis hin zur Atemnot ist die Folge. Will man solchen Leuten rasch helfen, dann gibt man das entsprechende Medikamente – also zum Beispiel Furosemid – über die Vene. Da wirkt es am raschesten.
Nun wäre es logisch, dem Patienten einfach eine Spritze zu verpassen. Stattdessen bekommt er aber meist eine Infusion – das Medikament verdünnt in 100ml sterile Kochsalzlösung. Wozu das Ganze? Schließlich sollen die Patienten ja oft möglichst wenig Flüssigkeiten zu sich nehmen und man sagt ihnen, dass sie nicht mehr als eineinhalb Liter pro Tag trinken sollen. Wozu also zusätzlich Flüssigkeiten zuführen, wenn man doch genau das Gegenteil erreichen will?
„Der Grund,“ ich räuspere mich, „ist ebenso simpel wie logisch und hat nichts mit Medizin zu tun!“
Intravenöse Spritzen müssen wir Ärzte selber geben. Infusionen hingegen dürfen die Schwestern anhängen. Und wir wollen uns doch nicht mehr Arbeit machen als unbedingt nötig….

Written by medizynicus

25. Januar 2011 um 05:54

12 Antworten

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  1. Schwestern dürfen kein Medikament nach Verordnung in einen liegenden Zugang spritzen? Oder dürfen sie nur nicht selbst „pieksen“?

    Wieweit wird das denn „im Regelfall“ eingehalten?

    retterweblog.de

    25. Januar 2011 at 06:07

  2. ..ausser Schwester hat einen „Spritzenschein“ 🙂

    Muckeltiger

    25. Januar 2011 at 06:57

  3. Schwester will aber gar nicht so gern so viel mit dem Kram zu tun haben, weil sie genug andere Aufgaben zu erledigen hat, z.B. in der Pflege!

    golm1512

    25. Januar 2011 at 07:30

  4. Aber Schwester will auch nicht ständig einem Arzt hinterher rennen, damit dieser sich end-lich mal dazu runter lässt das von ihm angeordnete Medikament zur richtigen Zeit zu spritzen..

    Muckeltiger

    25. Januar 2011 at 09:50

  5. Die Pointe hat es in sich …

    chogaramirez

    25. Januar 2011 at 12:11

  6. Wie wahr, wie wahr… Es gibt aber durchaus Häuser in denen die Schwestern geschult wurden und bestimmte Medikamente i.v. spritzen dürfen. Und dann gibt es auch noch Medikamente bei denen es (in manchen Häusern) generell verboten ist sie als Kurzinfusion zu geben.
    Ich persönlich mach das gerne mal für nette Ärzte/Ärztinnen. Aber nur solche denen nicht gleich ein Zacken aus der Krone bricht wenn sie mir auch mal helfen sollen …

    krankeschwester

    25. Januar 2011 at 15:20

  7. Dazuhin nicht zu vergessen dass es zu Problemen mit dem Gehör führen kann, Kreislaufkollaps und Lasix sowiso nicht schneller als max 4mg/min laufen sollte/gespritzt werden sollte was allein bei 20mg schon 5 min ausmacht…

    Trotzdem würd ich dir nach diese Aussage keine einzige Infusion mehr anhängen, denn sowas geht imho gar nicht

    Tobi

    25. Januar 2011 at 18:22

  8. Sorry, aber mein spontaner Gedanke nach der „Pointe“ war: Blödmann. Mal davon abgesehen, dass auf peripheren Stationen ja nun wirklich nicht soooo viel i.v. gespritzt wird, dass ihr euch damit überschlagen würdet.

    Schwestertrauma

    25. Januar 2011 at 19:12

  9. @retterweblog
    ..bin zwar keine gelernte Krankenschwester(öhm Gesundheitsdings mein ich 😉 ) ..Aber Medikamente in liegende Zugänge spritzen darf ich nicht,… diese dagegen in ein „Fläschchen“ spritzen und dann als Kurzinfusion anhängen dagegen schon, irgendwie schon fragwürdig,.. aber ehrlich gesagt auch eine willkommene Abwechslung..

    Seniorrita

    25. Januar 2011 at 23:46

  10. Also wenn ich mich recht erinnere darf man als nicht Gesundheitsdings 😉 offiziell auch nix in Fläschchen spritzen und dann anhängen. Oder hat sich das mittlerweile geändert? Und inoffiziell ist ja eh ein ganz anderes Paar Schuhe 🙂

    krankeschwester

    26. Januar 2011 at 00:10

  11. ich denke, dass ist am Ende keine Frage der Qualifikation, sondern der sehr knapp bemessenen Stellen. Ehrlich, ich bin durchaus in der Lage Medikamente direkt in Venen zu jagen, habs in bestimmten Bereichen auch getan. Flexülen legen und Blut abnehmen kann ich mindestens genauso gut wie jeder Arzt (Es ist auch keine große Sache, man muss es nur mal üben). Aber wir machen es auf Station nicht, da es nun mal als ärztliche Aufgabe definiert ist und wir genug mit der Pflege und der damit verbundenen Dokumentation (50% der Zeit, dank SAP) zu tun haben. Am Ende läuft es aber darauf hinaus, dass diese ganzen Tätigkeiten der Pflege übergeholfen werden, dafür eine Stationsarztstelle flöten geht und definitiv KEINE Pflegestelle dazu kommt.

    Sylvia

    26. Januar 2011 at 11:49

  12. Sylvia du sagst es

    krankeschwester

    26. Januar 2011 at 13:07


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