07 Juli 2008

Bluthochdruck-Spirale

Ein häufiger Anblick, eine typische Konstellation: Gepflegte Wohnung, ältere Dame, alleinstehend. Auf dem Tisch: Ein elektronisches Blutdruckmessgerät, einige Schachteln mit Blutdruckmedikamenten und ein akribisch geführtes Blutdruckprotokoll, eng beschrieben in den letzten Stunden.

Die ältere Dame ist beunruhigt, aufgeregt. Gerötetes Gesicht, schnelles Atmen, nervöses Umherlaufen. Der Grund: Ihr Blutdruck ist ausser Rand und Band. Erschreckend hohe Werte hat sie in den letzten Stunden gemessen und aufgeschrieben. Und mit jeder Messung waren die Werte gestiegen. Da half weder Nifedipin noch Nitro-Spray.

Ob das Messgerät vielleicht kaputt ist? Nein, der Arzt misst ganz ähnlich hohe Werte mit seinem alten Riva-Rocci-Blutdruck-Messer.

Das Messgerät ist nicht kaputt. Aber es trägt zu dieser "Bluthochdruck-Spirale" wesentliches bei: Jeder hohe Messwert steigert die Angst der Patientin. Jede Angststeigerung der Patientin steigert den Blutdruck. Und wieder von vorne.

Der Arzt verordnet einen Blutdrucksenker und verbietet das Blutdruckmessen, zumindest für die nächsten Stunden. Er beruhigt und entdramatisiert. Klare Anweisungen, eindeutige Uhrzeiten und zur Beruhigung Einweisung und Transportschein dalassen. Und siehe: Es wirkt.

Fazit: Nicht für alle Patienten sind diese modernen, präzisen, einfachen und preiswerten Messgeräte zu Hause wirklich von Nutzen.

(siehe auch "If you don’t take a temperature you can’t find a fever")

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1 Comments:

At 30 Januar, 2009 03:24, Anonymous Anonym said...

Tja - ein schlauer Zivi weiß, wenn die Nadel erst bei 70 zu zucken anfängt, dann sollte man irgenwas von zwohunderachzig murlmeln - misst man ein zwotes mal, hat man auf der Intensiv ein Bett für einen wirklichen Intensivpat. frei - ist der Zivi nicht schlau, wundern sich die Kolegen auf dem "Raumschiff" warum der Pat wg. zu niedrien RRs eingeliefert wurde: Maximalinvasivste Bettreuung des Bettnachbarn verursachen da eher die Werte, die der schlaue Zivi in seinen Bart gemurmelt hätte.

 

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