Ärzte zu Polizisten

Sie wollen, dass Unvernunft bestraft wird, und sei es nur dadurch, dass man auf medizinische Leistungen länger warten muss. Ich glaube dagegen, dass unser Grundgesetz die Unvernunft der Menschen schützt. Ihre Vorschläge würden die ganze Medizin verändern. Bei Ihnen würden Ärzte zu Polizisten. Die Krankenkassen würden sofort nachfragen: Lieber Doktor, hat der Patient abgenommen? Hat er geraucht? Eine schreckliche Vorstellung! Wollen Sie das wirklich, Herr Hoppe?
Peter Sawicki Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), das den Nutzen von Arzneimitteln und Therapien bewertet, in einem Streitgespräch mit dem Präsidenten der Bundesärztekammer Jörg-Dietrich Hoppe. Das Gespräch hat Spiegel-Journalist Markus Grill geführt und ist in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins erschienen.

Mich hat das an einen Spruch erinnert, den Petr Skrabanek in seinem Buch: "The Death of Humane Medicine and the Rise of Coercive Healthism" zitiert:
I don't smoke nor drink. I don't stay out late and don't sleep with girls. My diet is healthy and I take regular exercise. All this is going to change when I get out of prison.

 
[Aerzte]
Autor: strappato   2009-07-13   Link   (4 KommentareIhr Kommentar  


hockeystick   2009-07-13  
Wenn man den ganzen Text liest, wundert man sich, wie schlicht Hoppe argumentiert. Er muss ja fast noch während des Gesprächs seine Positionen aufgeben, so leicht lassen sich seine Gedanken ad absurdum führen.

Irgendwie hat mir aber noch Karl Lauterbach in der Runde gefehlt. Er hätte seine Erkenntnisse über die Zubereitung von Grillwürstchen einbringen können.


kandreas   2009-07-14  
Hammerzitat!!!


der landarsch   2009-07-15  
Raubtier-Sozialismus
Also irgendwie kommt mir allmählich die Galle hoch! Da impliziert und fördert die Politik einen Raubtier-Sozialismus (siehe: Raubtier-Kapitalismus): wer zuerst kommt, wer mehr fordert, wer sich rücksichtsloser verhält, der bekommt was, der Rest soll schauen wo er bleibt. Und wenn sich dann der Zoodirektor zu Wort meldet und meint, entweder es gibt mehr Geld für Futter, oder die Politik soll sagen, wer weniger kriegen soll oder wer aus dem Zoo entfernt werden soll, da ist das dann plötzlich unsozial und menschenverachtend, und der Zoodirektor wird der Tierquälerei bezichtigt.
Aber im Wahlkampf kann man ja nicht zugeben, dass man Scheiße gebaut hat! Dafür kommen dann die üblichen - auf Polit-Katzbuckelei hin handverlesenen -"Fachleute" zum Einsatz und verdienen sich ihre Geld als moralischer Flankenschutz!


strappato   2009-07-15  
Ich verstehe den Unmut der Ärzte und ihres obersten Vertreters. Sie haben zur Zeit die verdeckte Rationierung zu verantworten, da sich die Politik vor einer Diskussion über die Zukunft unseres Gesundheitssystems drückt und die Aufgabe an die Selbstverwaltungen weiterreicht. Aber wenn Hoppe durch seine Vorschläge die "absolute Transparenz und Verteilungsgerechtigkeit" erwartet, dann unterliegt er dem gleichen Trugschluss wie Sawicki, der ähnliches für evidenzbasierte Medizin und Nutzenbewertungen reklamiert.








Stationäre Aufnahme












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